Beschreibung
Fotografie auf Kartonuntersatz; auf Kartonvorderseite Firmenstempel des Fotografen. - Einer der zwei Schaltersäle der im Februar 1899 eröffneten Telefonzentrale I in der Dreihufeisengasse (heute Lehargasse) im 6. Wiener Gemeindebezirk, ca. 1912. Rund hundert Frauen an vier Vermittlungstischen sitzend, zwischen den Tischen hinter den Stuhlreihen einige Beamte in Uniform. Nach Anordnung der Arbeitstische dürfte es sich um Saal 1 handeln, der fassadenseitig zur Dreihufeisengasse lag.
Wegen der Höhe der Vermittlungstische sitzen die Frauen auf hohen Stühlen, die vor Fußbänke platziert sind. Die Vermittlungsbeamtinnen tragen Sprechgarnituren und als Dienstuniform ein hochgeschlossenes (dunkelgrünes) Überkleid. Der historizistische Saal wird durch eine teilverglaste Decke, hohe Bogenfenster und mehrere elektrische Deckenlampen erhellt.
Die beiden Säle waren vom Architekten ursprünglich (1896) für Schalterschränke konzipiert: 32 Schränke im fassadenseitig vorderen Saal, 35 im rückwärtigen, durch den Lichthof getrennten Saal mit Arbeitsplätzen für 67 Telefonistinnen; die Umrüstung auf die damals hochmodernen horizontale Umschalttische während der Bauphase ließ an jeder Tischseite rund 30 Frauen relativ eng nebeneinander sitzen. Drei Frauen bedienten jeweils eines der zehn Arbeitsfelder, in die der Tisch unterteilt war; jedem Arbeitsfeld war ein bestimmtes Set an Nummern zugeteilt, von dem eine Telefonistin 80 Anschlüsse zu betreuen hatte. Sprechverbindungen wurden weisse Glühlämpchen signalisiert. Einem Arbeitstisch pro Saal folgten mit dem Ausbau des Wiener Telefonnetzes weitere Arbeitstische, sodass um 1914 wohl mehr als doppelt soviele Menschen in den Umschaltsälen arbeiteten (vgl. "Erläuterungs-Bericht ... von Architekt Eugen Fassbender" 1896, S. 9; sowie sein Artikel in "Der Architekt" 1899, S. 36, Grundrisstafel)