Beschreibung
Ende der 1880er bringt Emil Berliner sein Grammofon heraus. Im Unterschied zu Edison zeichnet Berliner Musikstücke auf flachen Schallplatten auf, um Edisons Walzenpatent zu umgehen. Ein weiterer Vorteil seines Verfahrens liegt darin, dass eine metallene Matrize hergestellt werden kann, von der man eine gewisse Auflage an Platten pressen kann. Berliner arbeitet mit wachsüberzogenen Zinkscheiben. Spricht man in den Schalltrichter, ritzt die Nadel in die sich drehende Wachsscheibe eine Tonspur bis auf das blanke Metall. Zur massenhaften Vervielfältigung wird die Spur tiefer geätzt, danach wird von der Matrize ein metallener Umdruck hergestellt. Von diesem kann letztlich eine große Zahl von Kopien in Zelluloid, später Schellack, das sich als geeignetes Material mit guten Klangeigenschaften erweist, gepresst werden.
Zur Wiedergabe dieser einseitig bespielten Schallplatten entwickelt Berliner 1898 sein federwerkgetriebenes Gram-O-Phon. Mit diesem Gerät kann zwar nichts aufgenommen werden, doch stehen zum Abspielen bald zahlreiche Musiktitel zur Auswahl. Der Tenor Enrico Caruso etwa singt Arien auf Matrize. Ab 1904 produziert die deutsche Firma Odeon doppelseitig bespielte Platten mit 25 und 30 Zentimeter Durchmesser, die eine Spieldauer von bis zu sechs Minuten haben. Die Ära der Musikindustrie beginnt. Nipper, das Maskottchen mit dem Werbeslogan „His Master´s Voice“, der die Naturtreue des Klangs unterstreichen soll, wurde ursprünglich Edison für den Fonografen angeboten, dann aber für das Grammofon verwendet und damit weltberühmt.
Dieses frühe Grammofon besitzt einen liegenden Schalltrichter und eine Schalldose mit einer Stahlnadel. Der Handkurbelantrieb erfolgt über einen Antriebsriemen. Entsprechende Schallplatten bestehen aus Hartgummi und besitzen einen Durchmesser von 12,5 Zentimeter. Die übliche Umdrehungsgeschwindigkeit liegt bei 100 Umdrehungen pro Minute.